Weihnachtsmarkt ist Herzenssache

KÖNIGSTEIN Besucher lassen sich vom Regen nicht die Freude am Bummel durch das Budendorf verwässern.
Artikel von Esther Fuchs.

Hier dreht sich alles um den Nachwuchs. Das Kinderkarussell auf dem Platz vor dem Rathaus ist immer ein Anziehungspunkt für die Kleinen, egal bei welchem Wetter.

Ein Besuch auf dem Königsteiner Weihnachtsmarkt gehört für Heide Sachter zum Advent wie Kerzen, Kranz und Türchenöffnen. „Unser Markt ist etwas ganz Besonderes“, schwärmt die Königsteinerin und lässt sich ihre Begeisterung auch nicht vom Regen trüben, der zum Auftakt des Marktes am Freitagabend vom Himmel prasselt.
Schnee wäre zwar schon schöner gewesen. Aber wie heißt es doch: Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung. Das haben auch Hedwig Groß und Martina Bender beherzigt. Dick eingemummelt und vor allem trocken stehen sie in der Weihnachtshütte der katholischen Pfarrgemeinde St. Marien. „Wir bieten selbstgestrickte Strümpfe, Mützen, Topflappen und haben über 150 Gläser Marmelade eingekocht“, berichtet Hedwig Groß und lobt: „Hildegard Berberich hat mindestens 40 Paar Socken gestrickt.“
Heide Sachter kauft an der himmlischen Hütte der Pfarrgemeinde alljährlich Marmelade. „Die ist hier ganz besonders köstlich“, weiß die Königsteinerin. Gleich mehrere Gläser Nektarinen-Aufstrich finden Platz in ihrer Tasche. Sachter hat „Freunde aus England eingeladen, die den Königsteiner Weihnachtsmarkt unbedingt kennenlernen wollten“. Die beiden englischsprachigen Gäste sind begeistert.
Französische Oliven
und britische Gaumen
Ob die Briten die leckere Oliven aus der Region Le Cannet von Hannelore Brill probieren werden? Sie versprechen es. „Die Früchte wurden selbst geerntet und in Kräuter eingelegt“, gibt es am Stand des Förderkreises der Städtepartnerschaft als Erklärung dazu. „Ich kenne einige gute Stellen in der Nähe von Le Cannet. Dort wachsen die besten Oliven fernab der Straße“, verrät Brill. Das bestätigen Dagmar Reuther und Karin van der Stel hinter der Theke gerne.
Unter das gut gelaunte Damentrio mischt sich Alexander Hees, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Die hausgemachten Produkte lobt auch er. „Wir haben selbst gemachtes Olivenöl, leckeren Glühwein und unsere beliebte Lauchsuppe“, wirbt Dagmar Reuther. Die Suppe ist ohne Geschmacksverstärker und vegan zubereitet. Einen Schuss laktosefreie Sahne erhält man auf Wunsch dazu. Dazu noch einen Glühwein aus Weinen der Côte Ventoux – so wird die deutsch-französische Freundschaft zum Genuss.
Am Heizpilz in heimeliger Hütte stehen nur einige Meter weiter Freunde des Vereins Lupus Alpha. Die Mitglieder haben leckere Punschgetränke zubereitet. Der schokoladige Lumumba kommt besonders gut bei den Damen an.
Die Herren vom Königsteiner Lionsclub setzen dagegen auf die Klassiker des Advent. Stefan Massa, Dr. Hermann Kercher und Franz-Joseph Miller verkaufen Glühwein, Punsch und Erbsensuppe ebenso wie Weihnachtsplätzchen der örtlichen Grundschulen und Stollen aus der Weihnachtsbäckerei der Villa Rothschild. „Da nehme ich gleich mal noch einen Stollen mit“, überlegt Karolin Schiefen und legt das mit Puderzucker bestäubte Naschwerk neben zwei handbemalte Christbaumkugeln.
Die Clubmitglieder lassen die Schmuckstücke eigens im Erzgebirger mit Königsteiner Motiven bemalen. Die Deko-Kugeln haben viele Fans und sind beliebte Weihnachtsmitbringsel. Karolin Schiefen ist mittlerweile bereits unter die Sammler gegangen: „Ich habe schon einige Kugeln. Diese beiden Motive fehlten mir noch.“
Aus der Nachbarschaft lockt derweil der herzhafte Bratwurstduft, den die Kicker der FC-Mammolshain am Grill neben ihrer Hütte verbreiten. „Die Bratwurst ist aus dem Taunus und mit Liebe gegrillt“, wissen Thomas Wirkner und Sebastian Müller. „Wirklich knusprig und sehr lecker“, befinden zwei junge Damen nach dem ersten Bissen.
Wer es kulinarisch etwas experimenteller haben will, dem empfiehlt sich ein Besuch am Stand der Königsteiner Ritter. Dort warten Schmalz und Essiggurke auf Verkostung – gerne auch auf Spekulatius. Die Kombination klingt doch ein wenig gewöhnungsbedürftig für die Geschmacksknospen, hat aber offensichtlich ihre Fans. Es soll ja auch Connaisseure geben, denen das Herz aufgeht, wenn sie Leberwurst auf Christstollen streichen.
Ein Zaubertrank
nach Geheimrezept
So hat eben jeder seine Vorlieben. Und einige davon sind sogar streng geheim – auch auf dem Königsteiner Weihnachtsmarkt. Süffigstes Beispiel ist der Burgpunsch, der am Stand des Burgvereins ausgeschenkt wird. Nicht einmal Ulrike Pfaff und Bettina Becker, die das fruchtige Heißgetränk ausschenken und für die „Großen“ mit einem Schuss Rum nachwürzen, wissen, was Felicitas von Bethmann alles in ihren Zaubertrank einfließen lässt. Es hält sich jedoch ein Raunen, wonach wohl Tee, der eigens aus England besorgt werde, dem Getränk seinen besonderen „Touch“ verleihe.
Allgemein bekannt und anerkannt ist allerdings, dass er super lecker schmeckt. Das bestätigt auch Stadträtin Sabine Mauerwerk (ALK), die sich am Stand des Partnerschaftsvereins Falkenstein-Le Mêle zuvor noch einen Mistelzweig besorgt hat, um ein wenig vom romantischen Zauber des Königsteiner Weihnachtsmarktes mit nach Hause zu nehmen.
efx

Quellenangabe: Taunus Zeitung vom 10.12.2019, Seite 16