Königsteiner Woche, Kultur 11.12.2019
Burgenstadt im Glühweinduft und schillernden Lichterglanz Eine lange Traube begeisterter Weihnachtsmarkt-Besucher zog am Samstag und Sonntag das wandelnde Lichtgestalt-Künstlerduo Kryotaklas bei allen drei Auftritten vom Rathaus startend bis zum Kapuzinerplatz hinter sich her. Zweifellos besondere Momente, die viele direkt mit Kamera und Handy als Erinnerung festhielten.
Foto: Rhode
Königstein (pu) – Angesichts zahlreich vorbereiteter Aktionen und Produkte war der Stoßseufzer aller Beteiligter – ob Standbetreiber bei der jüngsten Auflage des Weihnachtsmarkts oder Einzelhändler – mehr als nachvollziehbar, als die Wetterprognose für alle drei Veranstaltungstage Dauerregen in Aussicht stellte. Doch getreu der Prämisse „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“ ließ keiner ernsthaft den Kopf hängen, vielmehr stürzten sich alle unverdrossen in das vorweihnachtliche Vergnügen und wurden für ihren unermüdlichen Einsatz durch einige trockene Stunden am Samstag, teils sogar mit Sonne verbunden, samt damit einhergehend prompt in die Innenstadt strömende Besuchermassen belohnt. Zu diesem Zeitpunkt gab es kaum noch ein schnelles Durchkommen, Zusammenrücken und in Gemütlichkeit feiern war dagegen angesagt. Auch die Bilanz des Sonntags fiel im Endeffekt unverhofft gut aus, nachdem viele Familien mit Regenschirmen und -jacken sowie Gummistiefeln gewappnet dennoch das Marktgebiet bevölkerten, um ein paar abwechslungsreiche Stunden zu verbringen. Stressfreier Einkauf Das Dargebotene war diesen regen Zuspruch allemal wert. Wer am verregneten Freitag die Chance am Schopf ergriff, die von Tina Blome vom Laufsteg Königstein initiierte Aktion „Einkaufen im Kerzenschein“ zu besuchen, konnte nicht nur in aller Ruhe die Weihnachtseinkäufe tätigen, sondern bei Punsch, Keksen, Waffeln oder Nikolausüberraschungen ins Gespräch kommen. Dieses Angebot kam, laut der Rückmeldungen an Wirtschaftsförderer Jörg Hormann, „sehr gut an“. Nach dem Weihnachtsmarkt-Wochenende geht es zumindest mit der Losaktion für den Verein „Bürger helfen Bürger“ weiter. Bis einschließlich 24. Dezember verkaufen insgesamt 24 Geschäfte die Lose, von denen keines eine Niete ist, für 2 Euro. Das eingenommene Geld dient der Grundschulausstattung finanziell benachteiligter Kinder in Königstein. Weitere Infos unter: httpss://www.facebook.com/laufstegkoenigstein/.
Gerne blieb man auch stehen, um die Ausstellung „Häuser, Menschen und Motoren – Die Hauptstraße in historischen Fotografien“ zu bewundern. In Szene setzen Nicht minder von Interesse die erstmalig angebotene Lichtkunst-Aktivität an der Ecke Kirchstraße, wobei Bürger selbst die Fachwerkhäuschen-Fassade der Eisdiele Dolomiti mithilfe von Daniela und Pascal Kulcsar von flashlines verwandelnd in Szene setzen konnten. Eine lange Traube begeisterter Weihnachtsmarkt-Besucher zog am Samstag und Sonntag das wandelnde Lichtgestalt-Künstlerduo Kryotaklas bei allen drei Auftritten vom Rathaus startend bis zum Kapuzinerplatz hinter sich her. Diese Idee darf ebenso als Bereicherung des Marktgeschehens notiert werden wie das traditionelle Weihnachtsständchen der beiden Chöre der Singgemeinschaft 1860/1893 Königstein – „Sing mit Swing“ und „Männer pur“ auf der Westterrasse der Villa Borgnis. Gleiches gilt für die Auftritte des Fanfarencorps 1966 oder das alle Geschmäcker und Altersgruppen ansprechende dreitägige musikalische Angebot von Rock AG e.V. und Rock auf der Burg Königstein am Kapuzinerplatz. Die dortige Bühne war vom Start an von Menschen, mal eben mit Regenschirmen, mal ohne, umlagert. Für die Kinder war ebenfalls eine Menge geboten, angefangen von den Fahrgeschäften bis zur von Larissa Mykulin mit ihrem Team von der Küche Kunterbunt aus Frankfurt Bornheim organisierten Weihnachtsbäckerei. Internationales Angebot der Vereine Mit Präsenz glänzten eine ganze Reihe von Vereinen, die die letzte große Gelegenheit dieses Jahres nutzten, um einerseits auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen, andererseits um neue Mitglieder zu werben oder die Vereinskasse ein wenig aufzubessern, vor allem zugunsten der Kinder- und Jugendabteilungen. So verkauften die Fußballvereine aus Königstein und Mammolshain Wärmendes in Form von Getränken und Suppen.
Während die Mammolshainer bei Letztgenanntem traditionell auf Kastanien setzten, reicherte in Königstein die Kartoffel die Brühe an. Apropos Suppe: 22 Liter vorbereitete vegane Lauchcremesuppe aus der schon legendären Reuter‘schen Küche galt es beim Förderkreis der Städtepartnerschaft Königstein im Taunus – Le Cannet/Rocheville an die Hungrigen zu bringen. Dazu laut Standmannschaft einer der bekömmlichsten hausgemachten Glühweine mit original französischem Rotwein und schon war dem Regen getrotzt – „etwas Warmes braucht der Mensch!“ Selbstredend gab es nach Ende des Veranstaltungs-Wochenendes Nörgler, die behaupteten, das Angebot sei nicht an das der Vorjahre herangekommen, doch wer mit offenen Augen durch das Marktgebiet ging, entdeckte nach Überzeugung der überwiegenden Mehrheit eigentlich alles, was das Herz im Winter und vor Weihnachten begehrt.
Polnische Spezialitäten wie das Nationalgericht Bigos, Krakauer Wurst, Mohnkuchen oder Wodka gab es beim Partnerschaftsverein der Städte Königstein – Kórnik, die frankophilen Freunde waren erst vor wenigen Tagen aus Le Mêle mit normannischen Schätzen, darunter Mistelzweige, Käse, Butter und Rillettes, zurückgekehrt. Projekte Die katholische Pfarrgemeinde St. Marien verkaufte fair gehandelte Ware, Handarbeiten, Weihnachtsgebäck und mehr zugunsten eines Miserior-Projekts in Armenvierteln von Ecuador und Peru. Dort knüpft ein Stadtentwicklungs-Programm an frühere Maßnahmen an. Im „Alpakaland“ des Vereins „Herzen für eine Welt“ war der Schwerpunkt neben dem Verkauf von Waren auf Gutscheine für Patenschaften für ein Schulspeisungsprogramm gelegt. Für lediglich 20 Euro sichert man einem Schulkind schon eine warme Mahlzeit für 6 Monate, 12 Monate kosten 40 Euro oder eine warme Mahlzeit für alle Schüler einer Schule ist für 85 Euro zu haben. Neben dem Verkauf von Weihnachtsplätzchen oder Duftsäckchen hatte auch der Freundeskreis Asyl Königstein ein besonderes Anliegen. „Wir suchen dringend Menschen, die mit unseren Flüchtlingen Zeit verbringen und zum Beispiel bei einer Tasse Tee Deutsch sprechen, denn das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen zum richtigen Ankommen hier“, erklärte Anna Basse vom Leitungsteam. In diesem Zusammenhang lenkte sie den Blick auf die Weihnachtsfeier, die am Freitag, 13. Dezember um 18 Uhr in der Immanuelkirche am Burgweg stattfindet, zu der jeder willkommen sei.
Die Singgemeinschaft 1860 Königstein war während der Markttage gleich an mehreren Stellen zu finden. Während die Damen von „Sing mit Swing“ und „Männer pur“ ganz nebenbei auch noch verschiedene Sorten Flammkuchen von süß bis deftig produzierten, standen die Kolleginnen und Kollegen der Abteilung „Minnegesang“ am Kurhaus und warben für den bevorstehenden 160. Geburtstag, der im kommenden Jahr zunächst mit einem Festakt am 1. Februar sowie einem dreitägigem Sommer- und Weinfest vom 5. bis 7. Juni gebührend gefeiert werden soll. Beiratsmitglied Dr. Andreas Meyer und Veronika Loch vom Festausschuss stimmten mit den vom Burgfest bekannten Kult-shots mit Honig, Wodka und Zitrone und heißem Apfelwein mit Calvados schon einmal kräftig ein.
Mit dem Wecken sommerlicher Burgfestgefühle ist der Bogen zum Burgverein geschlagen, der selbstredend mit seinem fröhlichen Team, Kartoffelsüppchen und Burg-Punsch nach Geheimrezept ebenso wenig fehlen durfte wie die Ritter im mittelalterlichen Gewand oder der kleine Verein Lupus alpina „mit den besten Heißgetränken auf dem ganzen Weihnachtsmarkt“, wie vollmundig verkündet wurde, darunter Lupus-Punsch und Schnee-Wolf.
Wem es eher nach Erbsensüppchen mit Mettenden oder Weihnachtsplätzchen gelüstete, war am Stand des Lions Club an der richtigen Adresse. Der Erlös aus dem Plätzchen-Verkauf geht an drei örtliche Grundschulen, deren Kinder und Mütter sich zuvor als Hersteller des Gebäcks betätigt hatten. Dem einen oder anderen dürften die Duos mit Körbchen aufgefallen sein, die fleißig ihre Ware anpriesen.
Ein Hingucker war ferner der Stand des Waldkindergartens Trullige Trolle, wo „alles, was die Natur hergibt“ zu dekorativen Kunstwerken verwandelt worden war. Daneben gab es eingelegtes Rotkraut, Marmeladen und Honig, um die Palette nur anzureißen. Mittendrin des Weiteren der Königsteiner Narrenclub 1971/79 e.V. „Die Plasterschisser“ oder die Abiturientenklassen von Bischof-Neumann-Schule und Taunus-Gymnasium, schließlich will die Kasse gefüllt sein, bevor Abibälle und weitere Feierlichkeiten losgehen. Abgerundet wurde das weihnachtliche Marktangebot von einer ganzen Reihe weiterer Standbetreiber. Zu entdecken waren unter anderem noch Erzgebirgische Volkskunst, Winzer, italienische Pasta-Anbieter, Felle, Brot, Wild- und Wurstwaren, Gegrilltes, Maronen, Fisch und bisher womöglich unerwähntes Süffiges.
Kurzum, zweifellos wurde das Marktgeschehen durch die suboptimalen Wetterbedingungen getrübt, dennoch bleiben viele Begegnungen und Gespräche, Aktionen und Neuerungen sowie vorbildliches bürgerschaftliches Engagement, denn auch in diese jüngste Auflage des Königsteiner Weihnachtsmarktes sind von zahlreicher Seite viele Stunden Herzblut und Einsatz zur Vorbereitung und Durchführung eingeflossen.