Mittwoch, 15. September 2021, Taunus Zeitung / Lokales
Königstein zum Anfassen – LIONS übergeben Stadtmodell
Königstein (kw) – Auf Fingerkuppen durch die Straßen spazieren. Die Anordnung der Plätze und Gassen ertasten. Die Größenunterschiede zwischen Häusern und Kirchen erkennen. Architektur und Stadtgeschichte erfahren. Wenn Menschen mit Sehbehinderung zum ersten Mal ihre Stadt befühlen, deren Mauern sie zwar berühren, deren Dimensionen sie aber nie begreifen konnten, so ist es für sie eine ganz neue Erfahrung.
Im Rahmen einer kleinen Feierstunde wird am kommenden Samstag, 18. September, der amtierende LIONS-Präsident und bekannte Rundfunkmoderator Daniel Fischer das Bronzemodell an Bürgermeister Leonhard Helm übergeben. „Mit der Spende des Stadtmodells an die Stadt Königstein und damit alle Bürgerinnen und Bürger unserer Burgstadt wird ein mehrjähriges Projekt des LIONS-Club Königstein erfolgreich vollendet“, zeigt sich Fischer hocherfreut. Glücklich über das ehrenamtliche Engagement sorgt die Stadt Königstein mit dem prominenten Aufstellort in der Fußgängerzone für den richtigen Rahmen.
Der Club und seine Mitglieder hatten seit mehreren Jahren an dem Projekt gearbeitet und Spenden dafür eingeworben. Durch sogenannte „Activities“, mit denen die LIONS gemeinnützige Initiativen und Förderprojekte unterstützen, wurden die notwendigen finanziellen Mittel für das ambitionierte Projekt erreicht. Neben den sogenannten Platinsponsoren, die seit vielen Jahren den traditionsreichen LIONS-Ball fördern, gilt ein besonderer Dank allen Spendern für die treue Unterstützung.
Das bronzene Modell der Altstadt hat der bekannte Bildhauer Egbert Broerken in mehrjähriger Handarbeit liebevoll nach Fotos und Ortsbesichtigungen der Burgstadt angefertigt. Vom Bau maßstabgetreuer architektonischer Modelle, dem künstlerischen Modellieren der Wachsmodelle bis hin zum Bronzeguss und bildhauerischem Bearbeiten des Sockels hat der Künstler aus Soest in Westfalen das historische Zentrum detailgetreu nachgebildet. Die Bronzeskulptur, die einen Teil der Altstadt maßstabgetreu zeigt, wird auf einem massiven Naturstein aufgestellt und zukünftig den Eingang zur Königsteiner Fußgängerzone schmücken.
Die Stadtskulptur gibt nicht nur den sehbehinderten Mitbürgern die Möglichkeit, dreidimensionale architektonische, geschichtliche oder touristische Erfahrungen zu machen. Auch für die Sehenden werden sich durch die Miniaturstadtansicht ganz neue Perspektiven auf die Burgstadt ergeben. Von oben erschließen sich bauliche Strukturen einfacher und werden für den Betrachter sinnlich nachvollziehbar. Kleine Punkte in Blindenschrift geben Erläuterungen zu Kirchen, Straßen und Plätzen. So können Sehbehinderte im wahrsten Sinne des Wortes ihre Stadt ertasten, erfahren, begreifen. Tasten ist hier kein Notbehelf, es hat eine eigene Erkenntnisqualität. Insofern ist es nicht nur ein künstlerischer, sondern auch ein menschlicher Beitrag zur Integration behinderter Mitbürger.
Ganz besonders freuen sich die Königsteiner LIONS, anlässlich der feierlichen Übergabe des Stadtmodells bereits einen Ausblick auf ein weiteres Projekt geben zu können: Dank einer maßgeblichen Spende von LIONS-Mitglied Wolfgang Kirsch wurde ein weiteres Modell in Auftrag gegeben, um das Wahrzeichen der Stadt, die Königsteiner Burgruine, ebenfalls als Blindenmodell haptisch erlebbar zu machen.
Als Spender für das Blindenmodell der Stadt Königstein, welches zum 55-jährigen Jubiläum des LIONS-Clubs den Einwohnern und Gästen der Stadt geschenkt wird, sind neben Königsteiner Bürgern insbesondere die Taunus Sparkasse, die Frankfurter Volksbank, die Privatklinik Dr. Amelung, der Heimatkundeverein Königstein, die Syna GmbH sowie die Mitglieder des LIONS Club Königstein hervorzuheben.